Dienstag, 26. Februar 2019

Wanderung ins Dorf der Muong

24.02.2019

Wir haben super geschlafen und nutzen das reichhaltige Frühstücksbuffet des Hotels. Leider ist im Saal sehr viel los und fast alle frei gewordenen Plätze sind versifft, denn es ist bei vielen Vietnamesen üblich, Essensreste und Servietten unter den Tisch zu werfen.

Von unserem Balkon aus kann man schon gut über die Reisterrassen sehen. Der Nebel ist fast weg. Super Wetter also für unsere gemeinsame Wanderung zum Sonntagsmarkt der Muong in Ta Van.




Wir treffen uns am südwestlichen Stadtrand und laufen auf ausgetretenen Pfaden quer zum Hang Richtung Osten.
Als wir die erste Siedlung queren, schließt sich uns eine Muong-Frau an und übernimmt sogleich die Führung der Gruppe. In ihrer geflochtenen Butte liegen die bunten, angeblich selbst hergestellten bunten Mitbringsel, die sie uns bestimmt bald verkaufen will.

So ist es auch. Vor dem nächsten Dorf Lao Chai dürfen sich, gegen Bezahlung, Mac und ich was aussuchen. Natürlich haben wir dezent gehandelt...
Weil es schon recht spät ist und der Weg sich zieht, entscheiden wir uns, ab hier ein Taxi für die Rückfahrt zu suchen. Nach einer Kaffeepause organisiert uns die Wirtin eines.
Der Preis ist in Ordnung und wir vier steigen zu.
Weil es offenbar von diesem Ort keine Zufahrt zur Hauptstraße gibt, müssen wir über Ta Van fahren .
Dorthin wollten wir ja ursprünglich.
Auf dem Weg kommen uns viele Muong in ihren prächtigen Trachten zu Fuß oder auf Rollern entgegen. Es ist wieder ein Gehupe...



In Ta Van müssen wir mit unserem Taxi durch die Marktstraße fahren.
Als noch ein Geländewagen entgegen kommt, verursachen wir einen fetten Stau.
Super Gelegenheit, aus dem Auto das eine oder andere Bild zu machen. Genial.



Zudem wird die Taxifahrt noch richtig abenteuerlich. Die schmale und mit tiefen Löchern übersäte Strecke nach Sapa fordert den Hyundai- Kleinwagen massiv.
Einige sind froh, als sie in Sapa gesund aussteigen können ...





Abends gebe ich im Le Gecko meinen Geburtstag aus und dann verabschieden wir uns wieder mal für ein paar Tage von den Radfahrern.







Im Himmel, am Ende der Welt

23.02.2019

Heute wollten wir unsere Freunde Kerstin und Mac in Sapa wiedersehen. Die hatten sich mal wieder mit dem Bus einen Vorsprung verschafft...
Eigentlich wollten wir uns für die nächsten zwei Tage im selben Hotel einbuchen, aber das war überraschend ausgebucht.
Also musste schnell was andres her. Etwas Gescheites halt. Da gab es ein Supersonderangebot!
Also hingeklickt und zugeschlagen.
Leider war der Preis nur für eine Nacht angegeben.

War mir aber egal, denn ich hatte ja bald Geburtstag.
Also auf nach Sapa. Wir hatten gutes Wetter und gute Straßen. Bei Lao Cai fahren wir am Song Hong entlang. Er ist hier Grenzfluss zu China und die kommen haufenweise rüber.
Nach einem kurzen Kaffeestopp auf Kinderstühlchen am Kindertischchen bekommt unser Roller hier nochmal für 4,70 € seinen sehr professionellen Honda-Kundenservice.

Während der 10 Minuten Wartezeit wurden wir von einer jungen Muong angesprochen. Sie bot in gutem Englisch eine Hiking-Tour in ihr Bergdorf mit Homestay-Übernachtung an.
Leider ;-) hatte ich ja schon gebucht.

Also weiter. Es war nur noch der Tran Tam-Pass zu bezwingen.. .



In Sapa angekommen, erst mal Schock!

Die Stadt ist proppenvoll.
Scheinbar war ganz Hanoi heute angereist. Also mussten wir uns mit dem Roller durch Menschenmassen, an Taxen und Geländewagen vorbei, quetschen. Dann noch 2 km die Einbahnstraße entgegengesetzt und schon waren wir da.
Als wir am PAO's Sapa Leisure Hotel einparkten, staunten wir nicht schlecht. Da hatte ich uns mal was rausgelassen ...
Ein Traum - nach dem Alptraum vom Vortag.

Abends trafen wir unsere Freunde endlich wieder.
Nach gutem Essen und einer Stadtrunde, freuten wir uns schon bärig auf unsere Suite...


Cinnamon Lodge





Eintrag für 2 Tage, 126km.

Die Strecke von SaPa nach Lào Cai ist relativ verkehrsarm und man ist schnell von 1500m mit 10 Grad auf 100m mit 17 Grad gerollt. In Lào Cai will uns das Navi dauernd auf die Hauptstraße führen, obwohl ich solche Straßen im Routing ausgeschlossen habe. Als wir doch dort ankommen ist die Lösung schnell gefunden. Von den 8 Spuren gibt es extra eine für Fahrräder und Pferdefuhrwerke. Also sind wir die einzigen auf dieser Spur. Rad fährt ja fast keiner mehr.


Die Strecke ist ganz angenehm, zumindest flach. Die Dörfer sind nicht ganz so endlos  der Straße entlang wie sonst. Wir wollen nach Ha Giang im Nordosten, den gleichnamigen Loop über 350km durch das vietnamesische und (noch) touristische Niemandsland fahren. 
Erster Stopp in Bāc Ngâm.
Ein kleines Gästehaus und ein Fastfood. Nun wissen wir warum die Vietnamesen so schlank sind. Wir bestellten Hähnchenschlegel KFC-Art und bekamen genau einen auf den Teller. Die Karte sah anders aus. 
Am nächsten Morgen ein anderes Fastfood Restaurant, ähnliches Ergebnis: wir bestellen Gnocchi und bekommen Gummi-Nudeln, aber schön scharf. 


Dazu Pizza Fruti de Mare. Die Auflage waren wohl überbackene Gummibärchen, aber auch ein Oktopusfuß war dabei. 
Während wir da so sitzen bringt eine Frau frische Frösche.
Die gab's gar nicht auf der Karte. Die einzige erkennbare Beilage waren scharfe Hühnerfüße.


Also weiter nach Ha Giang auf der QL70. Eine Nationalstraße, aber erstaunlich wenig befahren. Als wir nach Phô Ràng Richtung Norden abbiegen sind wir ganz alleine unterwegs. Herrliche Strecke, schöne Landschaft. 

Kerstin ist gestürzt. Ein Mädel auf ihrem Rad zog unvermittelt vor ihr rüber. Auf dem Splitt blockierte ihr Vorderrad und jetzt hat sie einige Prellungen. 

Wir finden ein kleines Café und machen uns den leckeren Joghurt- Cha Fé Sūa Chua.



Auf der QL279 wird die Strecke immer schöner. Noch 18km bis zu unserer Unterkunft in einer Zimtplantage, der Cinnamon Lodge. Die Besitzerin ist Englischlehrerin. Die Familie baut Zimt und  Ingwer an. Bei der Ankunft ist die Tochter noch nicht da und so wird die Zeit mit einem Tee im Schlaf-/Wohnraum überbrückt,

 bis wir zu dieser tollen Terrasse für unseren heutigen Abend begleitet werden.

Es gibt zwei kleine traumhafte Bungalows die man mieten kann .Da Kerstin erkältet ist bekommen wir einen frischen Ingwer-Zimt-Tee. Ein Gedicht.


Die Wirtin fragt ob wir alles essen. Ich erkläre ihr dass wir grundsätzlich alles essen, aber eben keine kompletten Tiere wie hier üblich. Sie lacht und sagt sie kennt den Unterschied. Die Vietnamesen essen ein Tier samt seiner Knochen und Gräten, aber für uns sind die hier herausgenommen. 

Hier wird am offenen Kamin über Holzfeuer gekocht.

Wir nehmen wieder im Wohnbereich der Eltern Platz, wobei speziell für uns Langnasen "Fußbodenerhöhungen" aufgestellt werden. 


Das Essen ist super lecker und an unsere Mägen angepasst. Der Vater des Hauses hat schon Mal einen halben Liter Reisschnaps in einem Messbecher  bereit gestellt und so wird uns alle 5 Minuten zugeprostet. Er freut sich riesig Trinkpartner gefunden zu haben. Irgendwann steigen wir dann aus. 

Fake-Zimmer gebucht

22.02.2019

Gleich am Morgen ist ein Bad im Pool vor der Tür angesagt. Nach dem Frühstück gehts durch die leuchtend grünen Reisfelder zum Markt in Mai Chau. 




 Auf den Straßen und Hinterhöfen wird jeden Tag nahezu alles verkauft. Vom Guccikleid bis zum Kuhpansen...



Hier wird einem bewusst, wie das Essen vor der Zubereitung aussieht und was von den Einheimischen alles gegessen wird. Man sollte deshalb wissen, was Frosch, Made, Wanze, Hund und Katze in der Landessprache heißt. Nicht dass man (s)ein Haustier verspeist...

Nach wenigen Kilometern erreichen wir das Ende des Tales und es geht einen schönen Pass hoch. Vom Aussichtspunkt hat man einen tollen Blick zurück auf Mai Chau und die vielen wabenartig angelegten Reisfelder.



Auf der Passhöhe wird es neblig und kalt. Wir ziehen die Regensachen an und das bleibt so für die restlichen der 160 km bis zu unserem Zwischenziel Yen Bai. Die letzte halbe Stunde regnet es sich ein. Wir freuen uns auf unser gebuchtes Zimmer und eine heiße Dusche. Nass und hungrig stehen wir vor einem Klamottenladen. Hier sollte eigentlich Harrys House sein...

Irgendwie, mit Hilfe einer Verkäuferin und ihrer Google-Sprach-App erreichen wir den Vermieter. Der teilt uns mit, dass das Zimmer wo anders und erst in 30 Minuten fertig wäre.
Wir nutzen die Zeit und gehen Essen. Beim nächsten Anruf teilt uns Harry mit, dass das Zimmer für uns nicht zur Verfügung steht. Er verweist uns an ein Hotel in der Stadt.
Das Zimmer dort kostet 7,50 € die Nacht. Solch harte Matratzen hatten wir noch nicht. Aber wenigstens war die Bleibe trocken und einigermaßen ruhig gelegen.

Sonntag, 24. Februar 2019

Hotel, Hostel, Home, Homestay, Local.....







Wir haben gut geschlafen, gefrühstückt und wollten unten an der Rezeption Wäsche zum Waschen abgeben, als uns der Portier sagte, ihnen wäre ein großer Fehler unterlaufen: wir sind hier gar nicht gebucht!

Waren mitten in der Nacht in dichtem Nebel im Ort herum geirrt und schließlich in das falsche Hotel gegangen. Die schafende Dame an der Rezeption hat's auch nicht bemerkt, da sie tatsächlich noch auf andere Gäste wartete. Also morgens erst Mal Bettenwechsel vom schlechten "SaPa House Hotel" in das gute "SaPa Local House Hotel" .


Tagsüber dann die üblichen Spaziergänge durch die Gassen, vorbei an Nippes und Nepperinnen. Die asiatischen Touristen kaufen sich hier traditionelle Trachten und machen in den umliegenden Aussichtspunkten schöne Erinnerungsfotos von sich und ihren Dirndeln. 50% des vietnamesischen Uploads zu Instagram dürften hier entstehen. Uns hat's gefreut, denn einige Bilder für den Hashtag #theboybehindthepicture sind auch dabei rausgekommen.



Abends war die Hölle los. Die Straßen sind eine einzige Menschenmasse die sich um Kreis durch den Ort bewegt. Mann zieht einen riesigen Lautsprecher auf Rollen hinter sich her. Abwechselnd darf  jeder Mal mit Karaoke die Mitlaufenden beglücken. Ein Spaß für Vietnamesen, ein Stress für die Ohren von Europäern, wenn dann noch das Gehupe dazu kommt.




Immer wieder erschreckend, wieviel Kinder von den umliegenden Muong-Bergvölkern ihre Kinder zum Betteln, bzw. Verkauf von Mitbringseln einsetzen.



Völlig übermüdet sitzen sie in einer Kiste am Straßenrand und sollen den Verkauf ankurbeln.




Die Kinder werden in Trachten präsentiert und verkaufen Armbändchen.


Der "Nightmarket" hat hier einen ganz anderen Stil als sonst wo. Die Verkäuferinnen sitzen mit Stirnlampe am Boden und verkaufen vom Handtäschchen bis zur Handgranate aus Plastik alles.


Im größten Hotpot-Tempel kann man auf 5 Etagen mit seinem Tischgrill alles verarbeiten was die Fauna so bietet.