Dienstag, 12. März 2019

Hà Nôi

So liebe Leute. Wir verabschieden uns von Vietnam mit einem leckeren Yoghurtkaffee.

 Eine tolle Holzmaske haben wir auch wieder bekommen.




Zum Schluss noch eine Massage vor dem Flug und in 17 Stunden sitzen wir wieder in Schnee und Eis.

(Unser Garten vor dem Abflug im Februar 2019)




Einiges haben wir mitgenommen.


Die Leichtigkeit des Verkehrs



und dass bei der Müllabfuhr nur Frauen arbeiten.


 Die Unkompliziertheit beim Service.

"fliegender Plattfussflicker"




 Der endlose Fleiß dieser Leute.

"Auskernen" eines Hauses - manchmal an einem Tag




 Die Vielseitigkeit und Kombinationsmöglichkeiten des Essens (vorallem was das Grünzeug betrifft).


Aber auch die kompromisslose Verwertung allem Essbarem.

"Suppenhunde"


Die tiefe Erfurcht vor den Ahnen und dem Schicksal.






WLAN in allen öffentlichen Verkehrsmitteln.

"Semisleep-Bus"



Die Sanftheit des Begegnens



trotz eines scheinbar regellosen Chaos. Immer mit einem Auge online - auch beim Rollerfahren.

Trotz eines wirtschaftlich extrem aufsteigenden Landes,  die immer noch große Armut:

"Schuhverkauf von Ausschussware"




Leitungs-Boiler-Klimaanlagengewirr
-Wohnen auf engstem Raum-
-Kochen mit Holzkohle-



Hier die beliebteste Instagram-Fotostelle in Ha Noi. 
Die Bahnlinie mitten durch die eng bebaute Besiedlung, 
eigentlich ein Armenviertel.
Vor der Kulisse dieser apokalyptischen  Szenerie lässt man sich in akrobatischer Haltung auf den Gleisen ablichten, 
bevor man wieder nachhause jettet. 







Auch wir flogen am Abend zurück in die heile Welt.

Wir konnten noch jemanden glücklich machen: Das ist Ngân mit ihrem neuen Fahrrad. 


Wir haben Kerstins Rad in Vietnam gelassen und es Ngân geschenkt. Sie freute sich riesig, weil sie nun nicht mehr in die Arbeit laufen muss. Ihr Vater ist leidenschaftlicher Radfahrer, ein zweites Rad könnte sich die Familie aber nicht leisten.

Und !

Die besten Ananas der Welt:



Bis zum nächsten Mal


Für die Statistik: gefahrene Kilometer (Fahrrad): 1.155 km
Höhenmeter 15.671m 

Bai To Long Bay

Zum Schluss noch was zum Ausklingen: eine 3-Tage Tour in der Bai To Long Bay *) auf dem Schiff Athena Elegance. (*die weniger besuchte Nachbarbucht der Ha Long Bay)




Ha Long-Bier ! Gibt`s auch.



War sehr angenehm mit tollen Kabinen (Whirlpool im Zimmer) und spitzen Essen. Ein bisschen Kochkurs, ein bisschen Kanufahren. Einfach Mal gutgehen lassen.




Echt tolle Tour, auch wenn man als Radfahrer die Krise bekommt was hier für Massen an Leuten rumgeschippert werden. 30 Schiffe sind immer gleichzeitig von einem zum anderen Ankerplatz  unterwegs.

Kreuzfahrthölle lässt grüßen.

Gehört eben dazu. In der Halongbay sollen 600 Schiffe unterwegs sein. Von daher war das hier eine sehr chillige Angelegenheit. Am ersten Tag waren 25 Gäste auf dem Schiff, am zweiten nur noch 12.

Hier ein paar Bilder, auch vom tollen Essen.










Kurs: Zubereitung Frühlingsrollen


Sonntag, 10. März 2019

Hà Nôi

In Hanoi treffen sich alle "Zuviertnams" wieder.





Der Bus ließ uns ca. 10km vor dem Zentrum aussteigen. Ups, was jetzt? Wir sahen uns die Taxis an: alle zu klein. Auf die Frage nach einem größeren Modell zuckte ein Taxifahrer nur. Aber sein Kumpel ging los, scheinbar um jemanden zu besorgen. Tatsächlich stand ein paar Meter weiter ein Kleinbus, ziemlich verwanzt und eher Schrott als fahrbereit.  Der überraschte Besitzer und nun   Fahrer kam hinzu und brachte einen Hocker, denn hinten gab es keine Sitze. Schnell waren wir uns mit dem Preis einig. Dann ging es eine Stunde durch absolutes Verkehrschaos. Der Fahrer blieb cool und zum Schluss hat er vor Begeisterung noch ein Bild von uns und seiner Ladung gemacht.



Wir waren einen Tag früher angekommen als geplant.
Unser Hotel-Chef aus dem "3B Primier Hotel" hat uns kurzfristig noch ein Zimmer gegeben. Da kein kleineres mehr frei war bekamen wir  die 4 Personen-Suite im achten Stock ohne Aufpreis.





Hanoi ist ganz toll für Fotos.  Ein Moloch aus Lärm und Abgasen. Blumen, Plastik,  Fisch,  Fleisch und Moder. Kabelgewirr, Verkehrschaos, LED-Geblinke und Karaoke, aber trotzdem Klasse.








Am zweiten Abend (Freitag) wurden die Straßen um den Stadtsee herum gesperrt und alles toll beleuchtet. Eine tolle Lichtstimmung.



#thegirlbehindthepicture






Die Straßen sind teilweise nach Zünften aufgeteilt. Bei einem Schnitzer finden wir einen Stempel mit einem Radfahrer darauf.

Zunächst kaufen wir nur den Stempel.
Für einen kleinen Aufpreis schnitzt er noch grobstollig.de darunter.

 Ein absoluter Künstler, ausgezeichnet von der Kunstakademie für seine magischen Hände. Ich sitze ihm 20 Minuten gegenüber und beobachte ihn, wie er jeden Buchstaben millimetergenau schnitzt. Die Zeit scheint stillzustehen und ich seniere über unsere schnellebige Welt die nur noch aus Benutzern und Verbrauchern zu bestehen scheint. Etwas erschaffen können die Wenigsten.  Hier sitzt so ein Relikt, wie aus einer anderen Zeit, auf seinem Schemel.




Ein 3D-Drucker könnte das auch. Wertschätzung für Dinge dann gleich null.
Zum Schluss feilt er die Ränder noch und gibt mir sein Werk.




Überhaupt scheint Zeit in Vietnam eine andere Bedeutung zu haben. Alles wird in mühsamer Handarbeit hergestellt.

Auf unserer dreitägigen Fahrt mit der Athena Elegance Cruise bekommen wir hier das tollste Essen unserer letzten 5 Wochen.
Mit einem Trip auf der Bai To Long Bay klingt unsere Urlaub aus.

Bilder dazu gibt es morgen.


Mittwoch, 6. März 2019

Ha Giang

Radfahrer: 68km, 2100Hm, 6. Etappe



In der Nacht hatte es heftig geregnet. Zum ersten Mal, dass die Wettervorhersage zumindest tendenziell richtig lag. 1-5mm sollten es sein. Es waren sinnflutartige Unwetter. Dementsprechend sah es am nächsten Morgen aus.


Heute sollten es  lt. Garmin 2200 Höhenmeter werden. Laut Komoot hätten es nur 1300 Höhenmeter werden sollen.  Laut OSAnd 1464. Wir  hatten schon Bedenken rechtzeitig in Ha Giang anzukommen. 1000 Höhenmeter sind auf einem Rad mit Gepäck ein erheblicher Zeitfaktor.

Garmin lag richtig, es nützt die realen Höhenliniendaten (bei OSM unbedingt dazukaufen!). Die Onlineapps verwenden, um Rechnerleistung zu sparen, einen größeren Abstand zwischen den einzelnen Messpunkten.


Geregnet hat es tagsüber übrigens nicht.


Wir mussten erst Mal wieder 600m hoch auf 960m. Diesmal gab es nur 9%Schilder, komisch. Man kommt an ein paar winzigen Einsiedelhöfen vorbei und hat sofort alle Kinder im Schlepptau. Die kleine Gummistiefelarmee ließ nicht locker. Irgendwann hat man ein schlechtes Gewissen, dass sie einem so weit nachlaufen. Einer mit Bambusstock hat versucht diesen in die Speichen zu stecken. Da war der Spaß dann doch vorbei.



Nach dem Pass geht die Straße in eine Erdpiste über. Schlamm, Pfützen, Teerreste. Gut, dass fast niemand unterwegs ist.



Auch Rollerfahrer sehen wir nicht. Die Strecke ist als "Road in bad condition" ausgewiesen. Das schreckt dann scheinbar doch viele ab. Landschaftlich ist sie traumhaft. Viel Dschungel, schöne Pfahlbautendörfer und immer wieder schöne Schluchten durch die sich der Fluss zwengt.






Eine Versorgungsmöglichkeit gibt es erst an der Haupstraße, nach 36km. Der Straßenzustand wird allerdings auch nicht viel besser. Die Fluten haben ganze Arbeit geleistet und so entstand ein Bild das gut für die Grobstollig-Ahnengalerie taugt.



Der Lkw hinter mir hat für das Bild übrigens geduldig gewartet.


Apropos Ahnen. Die Vietnamesen verehren ja nichts mehr als ihre Ahnen. In jedem Eingangsbereich steht ein Ahnenaltar. Mit ihren  sonstigen Mitgeschöpfen pflegen sie einen eher "praktischen" Umgang. Kann man es essen und wie bringt man es in den Kochtopf?



Auf dem Bild hier liegen drei Ziegen in dem Drahtköcher. Wir haben aber auch schon 80kg-Sauen darin gesehen und uns gefragt wie das Tier da hinein gekommen ist. Dass Fleisch durch Adrenalin zäh wird hat sich hier noch nicht herumgesprochen, ganz absehen davon dass man ein Tier auch auf dem Weg zum Schlachten würdig behandeln sollte.




Kurz vor Ha Giang muss man noch Mal 300m auf 600 hoch. Das ist dann aber nur noch Formsache. Oben gibt es einen kleinen Laden mit Instantkaffee. Wie sooft wurde bei unserem Eintreffen die Musikauswahl auf YouTube scheinbar unseren westlichen Ohren angepasst. "Cheri Cheri Lady" von Modern Talking mussten wir gefühlt 100 Mal auf unserer Reise anhören.



Danach ein toller Downhill bis Ha Giang, das sehr malerisch zwischen Flussbiegung und Bergrücken liegt. Ankunft:17:00

In Ha Giang war es laut den Wetter-Apps sonnig. Laut der Realität regnete es am Abend heftig. Die führenden Wetter-Apps nutzen die KI-Plattform Watson von IBM. Wir huldigen und vertrauen dieser Technik und niemand denkt mehr. Schöne neue Welt.

Ankunft in Ha Giang: jetzt unbedingt noch sauber werden.


Wir gehen diesmal in das beste Hotel im Ort, dem Phoenix. Vier Sterne und auch nicht teurer als das schon etwas in die Jahre gekommenen Resort. Der Portier kommt herausgelaufen und fragt uns etwas verwundert ob er uns helfen kann. "Ja, wir haben hier ein Zimmer gebucht". Gut dass wir vorher unsere schlammigen Räder in einer Waschstraße reinigen ließen.
Akribisch hatten die Jungs hier die Räder sogar noch abgeledert. 2x20.000 Dong. Ein Trinkgeld kennen  sie scheinbar nicht nicht und wollen es uns zurückgeben.





Im Gegensatz zu einigen Reiseberichten die wir gelesen hatten, hat uns während der ganzen Reise nie einer versucht zu übertölpel. (Ausnahme ein Taxifahrer mit dem üblichen Trick 20.000 und ähnliche 200.000 Dong-Scheine). Alle Getränke, der Kaffee, die Ananas usw, immer der gleiche Preis. Auch mit dem Wechselgeld waren sie sowas von korrekt. Das mag in Hanoi oder einigen Hotspots wohl anders sein, aber das sehen wir erst jetzt wenn wir heute in Hanoi sind.



Im Phoenix empfangen sie heute eine hohe Delegation, der Polizeichef traf gerade ein, alles soll passen. Unsere Fahrräder müssen deshalb schnell aus dem Blickfeld. Wir schmunzeln.


Sitzen im Bus. 8 Stunden Liege/Schlafbus incl. Rad ca. 20€ p.P.
Den Bus hat uns der Portier gestern Abend noch bestellt. Abholung am Hotel! Klasse.