Dienstag, 26. Februar 2019

Im Himmel, am Ende der Welt

23.02.2019

Heute wollten wir unsere Freunde Kerstin und Mac in Sapa wiedersehen. Die hatten sich mal wieder mit dem Bus einen Vorsprung verschafft...
Eigentlich wollten wir uns für die nächsten zwei Tage im selben Hotel einbuchen, aber das war überraschend ausgebucht.
Also musste schnell was andres her. Etwas Gescheites halt. Da gab es ein Supersonderangebot!
Also hingeklickt und zugeschlagen.
Leider war der Preis nur für eine Nacht angegeben.

War mir aber egal, denn ich hatte ja bald Geburtstag.
Also auf nach Sapa. Wir hatten gutes Wetter und gute Straßen. Bei Lao Cai fahren wir am Song Hong entlang. Er ist hier Grenzfluss zu China und die kommen haufenweise rüber.
Nach einem kurzen Kaffeestopp auf Kinderstühlchen am Kindertischchen bekommt unser Roller hier nochmal für 4,70 € seinen sehr professionellen Honda-Kundenservice.

Während der 10 Minuten Wartezeit wurden wir von einer jungen Muong angesprochen. Sie bot in gutem Englisch eine Hiking-Tour in ihr Bergdorf mit Homestay-Übernachtung an.
Leider ;-) hatte ich ja schon gebucht.

Also weiter. Es war nur noch der Tran Tam-Pass zu bezwingen.. .



In Sapa angekommen, erst mal Schock!

Die Stadt ist proppenvoll.
Scheinbar war ganz Hanoi heute angereist. Also mussten wir uns mit dem Roller durch Menschenmassen, an Taxen und Geländewagen vorbei, quetschen. Dann noch 2 km die Einbahnstraße entgegengesetzt und schon waren wir da.
Als wir am PAO's Sapa Leisure Hotel einparkten, staunten wir nicht schlecht. Da hatte ich uns mal was rausgelassen ...
Ein Traum - nach dem Alptraum vom Vortag.

Abends trafen wir unsere Freunde endlich wieder.
Nach gutem Essen und einer Stadtrunde, freuten wir uns schon bärig auf unsere Suite...


Cinnamon Lodge





Eintrag für 2 Tage, 126km.

Die Strecke von SaPa nach Lào Cai ist relativ verkehrsarm und man ist schnell von 1500m mit 10 Grad auf 100m mit 17 Grad gerollt. In Lào Cai will uns das Navi dauernd auf die Hauptstraße führen, obwohl ich solche Straßen im Routing ausgeschlossen habe. Als wir doch dort ankommen ist die Lösung schnell gefunden. Von den 8 Spuren gibt es extra eine für Fahrräder und Pferdefuhrwerke. Also sind wir die einzigen auf dieser Spur. Rad fährt ja fast keiner mehr.


Die Strecke ist ganz angenehm, zumindest flach. Die Dörfer sind nicht ganz so endlos  der Straße entlang wie sonst. Wir wollen nach Ha Giang im Nordosten, den gleichnamigen Loop über 350km durch das vietnamesische und (noch) touristische Niemandsland fahren. 
Erster Stopp in Bāc Ngâm.
Ein kleines Gästehaus und ein Fastfood. Nun wissen wir warum die Vietnamesen so schlank sind. Wir bestellten Hähnchenschlegel KFC-Art und bekamen genau einen auf den Teller. Die Karte sah anders aus. 
Am nächsten Morgen ein anderes Fastfood Restaurant, ähnliches Ergebnis: wir bestellen Gnocchi und bekommen Gummi-Nudeln, aber schön scharf. 


Dazu Pizza Fruti de Mare. Die Auflage waren wohl überbackene Gummibärchen, aber auch ein Oktopusfuß war dabei. 
Während wir da so sitzen bringt eine Frau frische Frösche.
Die gab's gar nicht auf der Karte. Die einzige erkennbare Beilage waren scharfe Hühnerfüße.


Also weiter nach Ha Giang auf der QL70. Eine Nationalstraße, aber erstaunlich wenig befahren. Als wir nach Phô Ràng Richtung Norden abbiegen sind wir ganz alleine unterwegs. Herrliche Strecke, schöne Landschaft. 

Kerstin ist gestürzt. Ein Mädel auf ihrem Rad zog unvermittelt vor ihr rüber. Auf dem Splitt blockierte ihr Vorderrad und jetzt hat sie einige Prellungen. 

Wir finden ein kleines Café und machen uns den leckeren Joghurt- Cha Fé Sūa Chua.



Auf der QL279 wird die Strecke immer schöner. Noch 18km bis zu unserer Unterkunft in einer Zimtplantage, der Cinnamon Lodge. Die Besitzerin ist Englischlehrerin. Die Familie baut Zimt und  Ingwer an. Bei der Ankunft ist die Tochter noch nicht da und so wird die Zeit mit einem Tee im Schlaf-/Wohnraum überbrückt,

 bis wir zu dieser tollen Terrasse für unseren heutigen Abend begleitet werden.

Es gibt zwei kleine traumhafte Bungalows die man mieten kann .Da Kerstin erkältet ist bekommen wir einen frischen Ingwer-Zimt-Tee. Ein Gedicht.


Die Wirtin fragt ob wir alles essen. Ich erkläre ihr dass wir grundsätzlich alles essen, aber eben keine kompletten Tiere wie hier üblich. Sie lacht und sagt sie kennt den Unterschied. Die Vietnamesen essen ein Tier samt seiner Knochen und Gräten, aber für uns sind die hier herausgenommen. 

Hier wird am offenen Kamin über Holzfeuer gekocht.

Wir nehmen wieder im Wohnbereich der Eltern Platz, wobei speziell für uns Langnasen "Fußbodenerhöhungen" aufgestellt werden. 


Das Essen ist super lecker und an unsere Mägen angepasst. Der Vater des Hauses hat schon Mal einen halben Liter Reisschnaps in einem Messbecher  bereit gestellt und so wird uns alle 5 Minuten zugeprostet. Er freut sich riesig Trinkpartner gefunden zu haben. Irgendwann steigen wir dann aus. 

Fake-Zimmer gebucht

22.02.2019

Gleich am Morgen ist ein Bad im Pool vor der Tür angesagt. Nach dem Frühstück gehts durch die leuchtend grünen Reisfelder zum Markt in Mai Chau. 




 Auf den Straßen und Hinterhöfen wird jeden Tag nahezu alles verkauft. Vom Guccikleid bis zum Kuhpansen...



Hier wird einem bewusst, wie das Essen vor der Zubereitung aussieht und was von den Einheimischen alles gegessen wird. Man sollte deshalb wissen, was Frosch, Made, Wanze, Hund und Katze in der Landessprache heißt. Nicht dass man (s)ein Haustier verspeist...

Nach wenigen Kilometern erreichen wir das Ende des Tales und es geht einen schönen Pass hoch. Vom Aussichtspunkt hat man einen tollen Blick zurück auf Mai Chau und die vielen wabenartig angelegten Reisfelder.



Auf der Passhöhe wird es neblig und kalt. Wir ziehen die Regensachen an und das bleibt so für die restlichen der 160 km bis zu unserem Zwischenziel Yen Bai. Die letzte halbe Stunde regnet es sich ein. Wir freuen uns auf unser gebuchtes Zimmer und eine heiße Dusche. Nass und hungrig stehen wir vor einem Klamottenladen. Hier sollte eigentlich Harrys House sein...

Irgendwie, mit Hilfe einer Verkäuferin und ihrer Google-Sprach-App erreichen wir den Vermieter. Der teilt uns mit, dass das Zimmer wo anders und erst in 30 Minuten fertig wäre.
Wir nutzen die Zeit und gehen Essen. Beim nächsten Anruf teilt uns Harry mit, dass das Zimmer für uns nicht zur Verfügung steht. Er verweist uns an ein Hotel in der Stadt.
Das Zimmer dort kostet 7,50 € die Nacht. Solch harte Matratzen hatten wir noch nicht. Aber wenigstens war die Bleibe trocken und einigermaßen ruhig gelegen.

Sonntag, 24. Februar 2019

Hotel, Hostel, Home, Homestay, Local.....







Wir haben gut geschlafen, gefrühstückt und wollten unten an der Rezeption Wäsche zum Waschen abgeben, als uns der Portier sagte, ihnen wäre ein großer Fehler unterlaufen: wir sind hier gar nicht gebucht!

Waren mitten in der Nacht in dichtem Nebel im Ort herum geirrt und schließlich in das falsche Hotel gegangen. Die schafende Dame an der Rezeption hat's auch nicht bemerkt, da sie tatsächlich noch auf andere Gäste wartete. Also morgens erst Mal Bettenwechsel vom schlechten "SaPa House Hotel" in das gute "SaPa Local House Hotel" .


Tagsüber dann die üblichen Spaziergänge durch die Gassen, vorbei an Nippes und Nepperinnen. Die asiatischen Touristen kaufen sich hier traditionelle Trachten und machen in den umliegenden Aussichtspunkten schöne Erinnerungsfotos von sich und ihren Dirndeln. 50% des vietnamesischen Uploads zu Instagram dürften hier entstehen. Uns hat's gefreut, denn einige Bilder für den Hashtag #theboybehindthepicture sind auch dabei rausgekommen.



Abends war die Hölle los. Die Straßen sind eine einzige Menschenmasse die sich um Kreis durch den Ort bewegt. Mann zieht einen riesigen Lautsprecher auf Rollen hinter sich her. Abwechselnd darf  jeder Mal mit Karaoke die Mitlaufenden beglücken. Ein Spaß für Vietnamesen, ein Stress für die Ohren von Europäern, wenn dann noch das Gehupe dazu kommt.




Immer wieder erschreckend, wieviel Kinder von den umliegenden Muong-Bergvölkern ihre Kinder zum Betteln, bzw. Verkauf von Mitbringseln einsetzen.



Völlig übermüdet sitzen sie in einer Kiste am Straßenrand und sollen den Verkauf ankurbeln.




Die Kinder werden in Trachten präsentiert und verkaufen Armbändchen.


Der "Nightmarket" hat hier einen ganz anderen Stil als sonst wo. Die Verkäuferinnen sitzen mit Stirnlampe am Boden und verkaufen vom Handtäschchen bis zur Handgranate aus Plastik alles.


Im größten Hotpot-Tempel kann man auf 5 Etagen mit seinem Tischgrill alles verarbeiten was die Fauna so bietet.






Freitag, 22. Februar 2019

SaPa

Haben heute morgen noch Mal nach dem Bus gefragt. Zeph von der Rezeption wollte sich darum kümmern. Eine halbe Stunde später stand der Busfahrer vor uns und nahm uns samt Rädern mit. In dem Kleinbus mussten die Räder in den Mittelgang gestellt werden. Der Bus war somit eigentlich voll. Außer uns stiegen auf dem 140km auch nur noch 5 Leute zu.
Zeph meinte von SonLa kommen wir problemlos überall hin weiter. Und so war es auch. Wir waren mittags da und um 16:30 ging schon der Bus nach SaPa weiter. 230.000 Dong/ p.P.

Wir legten noch ein Mittagessen ein. Als Rau, also Gemüse, gab es diesmal eine Schlingpflanze, könnte Hopfen o.ä. gewesen sein. Butterweich gedünstet.
Die Mitnahme der Räder war kein Problem, allerdings wollte der Robotnik des Fahrers 200.000 pro Rad. Da musste er Mal sein Gesicht verlieren als ich ihm unseren Preis als Endpreis bot. Dafür durfte er Mal eine Runde über den Busbahnhof mit meinem Rad fahren. Allerdings musste der Sattel ganz eingefahren werden, damit er überhaupt drauf passte.

Im Nachbarbus wurden sogar ganze Roller samt Reissäcken verladen. Die Fahrgäste bauen ihr Vorderrad wieder an, laden die Reissäcke  auf und düsen los. Ganze Familien sind so unterwegs. 


Jetzt sind wir unterwegs und kommen geplant um Mitternacht in SaPa an. Vor mir sitzen Mädels die mich ständig heimlich Filmen und Selfies mit mir machen. 

Die einspurige Strecke wäre bestimmt schön gewesen, wir wollen aber in den kühleren Norden. Deswegen der Bus. An einem Halt stellt Kerstin entsetzt fest, dass die hygienischen Zustände in der vietnamesischen Pampa noch haarsträubender sein können als bisher gewohnt. Sie folgt einer Frau auf's Klo. Das WC ist nur ein Rinnsaal an der Wand entlang. Während sie drinnen ist, pinkelt einer außen an ihre Türe. "Hier essen wir nichts!" Ich gehe auch noch Mal und stelle fest: die Damen sind in die Dusche gegangen. Nebenan war das Klo. Der Typ mit der Tür....naja....vielleicht bringt das ja Glück? So wie Müll, Spielkarten und Kleingeld aus dem Autofenster werfen.


Heute nicht unsere Wahl, obwohl es hier sogar Mal Tofu gegeben hätte. 





Donnerstag, 21. Februar 2019

Auf Umwegen nach Mai Chau

Heute wären es eigentlich nur 140 km bis ins Sky Resort Hotel in den Bergen von Mai Chau gewesen. Wenn wir uns nicht verfranst hätten. Irgendwie haben wir den Abzweig verpasst. Genau dort, wo wir zum Fotografieren stehen geblieben sind.
Zurückfahren wollten wir nicht. Die gelbe Strecke bis zur roten Hauptstraße bot sich an, jedoch wird die momentan auf 50 km erneuert. Dreck, Staub, Schotter, Schlaglöcher, Lkws und die Hitze machten uns zu schaffen.
Trotzdem halten wir immer wieder mal an, um Bilder oder Videos zu machen.


Als wir einen Bambuswald knipsen, kommt ein Mädchen auf dem Roller und verkauft uns frisch gepressten und gekühlten Zuckerrohrsaft.



Zuckerrohr wird in dieser Gegend, neben Reis und Bambus hauptsächlich angebaut.

Wir sind froh, kurz nach 5 unsere Unterkunft erreicht zu haben .
Kurz geduscht, ein kaltes Bier getrunken und dann in den Pool gesprungen.

Nach dem üppigen, sehr guten Abendessen dürfen wir noch der örtlichen Volklore-Tanzgruppe zusehen.

Weil der Wirt vier vietnamesischen Gästen zu viel von seinem Reisschnaps gegeben hatte, benahmen sich die total daneben ...
Gläser gingen zu Bruch und jetzt gröhlen sie am Pool herum...